Teichwirt Beer über die Schulter geschaut

Bei strahlend schönem Wetter besuchten die Realschüler der Klasse 5c den Teichwirt Thomas Beer, um die Teichwirtschaft unmittelbar zu erleben. Zunächst stellte er das „Land der 1000 Teiche“ als eines der vier großen Teichregionen Bayerns heraus. Von über 8000 Teichen im vorletzten Jahrhundert ist die Teichwirtschaft im Landkreis mittlerweile auf über 4000 geschrumpft. Da das Stiftland an der Hauptwasserscheide Europas liegt und wir daher keine großen Flüsse haben, hielten die Menschen das Wasser für die Karpfenzucht zurück – gleichzeitig diente es als eiserne Wasserreserve.

Zwischen den Teichen gab Teichwirt Beer den Schülern einen kurzen Abriss über die Entwicklung eines Karpfens vom Ablaichen über das Setzen bis hin zu Winteruhe und Umsetzen. Entsprechend der Entwicklungsphasen ging er auch auf die unterschiedlichen Anforderungen an das Futter ein – vom Plankton bis hin zum geschroteten, später gequetschten Getreidemix aus Roggen und Gerste.

Hautnah konnten die Schüler vier Wochen alte Setzlinge erleben. Ein Blick in planktonreiches Teichwasser inklusive Libellenlarve durch die Becherlupe war für die jungen Entdecker ein besonderes Erlebnis.

Der Teichwirt erklärte den Schülern, dass der Karpfen stehendes und relativ warmes Gewässer benötigt. Daher ist ein Karpfenteich flach, damit sich das Wasser schnell erwärmen kann. Der Einsatz unterschiedlicher Fischarten in einem Teich gewährleistet ein gut funktionierendes System, so Beer. So wühlt beispielsweise die Schleie den schlammigen Teichgrund durch und sorgt damit für Belüftung des Bodens sowie Aufwirbelung und Vermehrung des Planktons. Die unterschiedlichen Fischarten beugen zudem dem Ausbruch von Krankheiten vor.

Darüber hinaus bietet das bewirtschaftete stehende Gewässer die besten Voraussetzungen für die Ansiedlung und Vermehrung von Insekten verschiedenster Art, Fröschen und weiteren Amphibien sowie Reptilien. Der Anblick von Fröschen, Libellen und sogar Enten rund um einen Karpfenteich ist ein Indiz für ein hohes Maß an Biodiversität und stellt für sich ein geschlossenes funktionierendes Ökosystem dar, das von der Umweltschutzbehörde als äußerst schützenswert eingestuft wurde. Leider ist dieses Ökosystem in den letzen Jahren zunehmend bedroht. Der Biber stört die Ruhe im Karpfenteich und kann durch seine Bautätigkeit das Wasser aus dem Teich ableiten. Als weiterer Feind wäre der Kormoran zu nennen. Dieser Zugvogel macht in den Waldgebieten nahe den Karpfenteichen Rast. Zu Dutzenden stürzen sich die Kormorane dann aus der Luft auf die Teiche – die Karpfen sind diesen Räubern schutzlos ausgeliefert. Die größte Bedrohung stellt aber der Fischotter dar. Scheu, flink, gefräßig: Fischotter machen den Teichwirten das Leben schwer. Binnen kürzester Zeit kann so nahezu die gesamte Fischpopulation eines Karpfenteiches vernichtet werden. Nicht selten werden dabei die Fische nicht ganz gefressen, sondern lebensbedrohlich verletzt. Allzu oft stehen die Teichwirte dem Fischotter ohnmächtig gegenüber. Die von Naturschützern propagierte Lösung liegt womöglich in der Errichtung extrem teurer Spezialzäune. Da in unserer Region Karpfenteiche oftmals unter Naturschutz stehen bedarf es für eine Baumaßnahme zusätzlich teurer Gutachten. Mit dem Bau des Zaunes kommen da schnell 200.000,- € zusammen – pro Teich. Trotz Fördergelder muss sich diese Investition wirtschaftlich erst einmal rechnen , so Teichwirt Beer. Insgesamt betrachet, war dies für die Schüler ein intressanter sowie lehrreicher Schultag.

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