10. Klassen auf den Spuren der NS-Verbrechen in der KZ-Gedenkstätte
Man musste sich anpassen, nicht auffallen. „Ich habe nur versucht zu überleben. Ich wollte Mensch bleiben. Doch was für ein Mensch bin ich, wenn ich nicht einmal versuchte meinem Nächsten zu helfen?“
Das Zitat eines ehemaligen Häftlings im Konzentrationslager Flossenbürg bringt an diesem Vormittag die Eindrücke und Erzählungen für die 68 Schülerinnen und Schüler der Realschule im Stiftland auf den Punkt.
Wie überlebte man das Martyrium, die schwere Arbeit und den unmenschlichen Alltag in einem Konzentrationslager? Hier in Flossenbürg erfahren die Realschüler, dass dies nicht vielen gelang. Beginnend mit dem SS-Bereich und der Kommandantur, vorbei am Appellplatz, an Arrestzellen, Barackengrundrissen, dem Lagerbordell, und schließlich hinunter in das sogenannte Tal des Todes, dem Sterbebereich und Krematorium wird jedem bewusst, dass eine Einlieferung nach Flossenbürg eigentlich den sicheren Tod bedeutete.
Auch erhalten die Jugendlichen im Rahmen der Führungen durch ehrenamtliche Mitarbeiter Antworten auf viele offene Fragen, welche im Geschichtsunterricht während der Gespräche über das Dritte Reich und den Holocaust aufkamen. Vor allem der Alltag der Häftlinge rückt an diesem Tag in den Vordergrund. Dass am Ende ca. 1000 Häftlinge in einer Baracke zusammen gepfercht wurden, dass keinerlei Privatsphäre existierte, dass es nie genug zu essen gab, dass die Arbeit im Steinbruch und die Schikanen durch SS und Mithäftlinge – auch Capos genannt – jeden menschlichen Charakterzug vergessen ließen. Man war eine Nummer. All das schockiert, macht nachdenklich und bedrückt.
Dem ganzen Nachdruck verleiht der anschließende Gang durch die Ausstellung, wo zahlreiche Skizzen und Zeichnungen von Häftlingen das Erzählte in Bilder fassten. Vor allem die Überschriften bleiben bei den Schülerinnen und Schülern haften: Zwangsarbeit, Krankheit, Hunger, Kälte, Sterben, Gewalt und Strafen und vor allem: Kein Weg zur Freiheit! Wo doch ironischerweise am Eingangstor die Aufschrift „Arbeit macht frei“ prangte. Nach diesem eindrucksvollen Rundgang ist jedem bewusst, was Freiheit hier in Flossenbürg bedeutete – nämlich die Erlösung durch den Tod.