Insektenkundler zu Besuch an der Realschule im Stiftland
Manfred Ströhle, eine weltweite Koryphäe auf seinem Gebiet, brachte in kurzweiligen Vorträgen den sechsten Klassen wichtige Zusammenhänge rund um die Insekten nahe. Die Vortragsreihe des Experten rundete damit das vorausgegangene Projekt „Benjeshecke“ ab (wir berichteten). Die heimische Insektenwelt bildete die Grundlage des Vortrags. Der Experte ging darüber hinaus auf alle Schülerfragen individuell ein und zog mit seinem umfangreichen Wissen die Jugendlichen in den Bann.

Bereits mit fünf Jahren interessierte sich Ströhle für Insekten – speziell für Schmetterlinge. Eine Auswahl dieser Exponate sowie zahlreiche plakatierte Fotos hatte der Fachmann als Anschauungsmittel für die Schüler dabei. Mittlerweile befinden sich 250.000 Präparate in seinem Besitz und stellen damit die umfangreichste Privatsammlung in Deutschland dar. Des Weiteren bereist der Entomologe regelmäßig zu Forschungszwecken den afrikanischen Kontinent und besuchte schon die Türkei, Malaysia und den Oman. Obwohl unsere hiesigen Schmetterlinge bei Weitem nicht mit der Gefährlichkeit ausländischer Insekten mithalten können, ist der Eichenprozessionsspinner auch nicht ohne und stellt bei uns die einzige gefährliche Schmetterlingsart für den Menschen dar. Die Härchen an Raupe, Puppe und adulten Tieren lösen hochallergische Reaktionen aus, die sich jedweder medikamentösen Behandlung entziehen und schlimmstenfalls zum Tode führen können. Befallene Bäume werden ausschließlich durch Spezialkräfte behandelt.
Gegenüber den Schülern betonte Stöhle, dass Libellen weder zu den Schmetterlingen gehören noch einen gefährlichen Stachel aufweisen. Am Beispiel des Zitronenfalters stellte er die Bedeutsamkeit des Faulbaums als ausschließliche Nahrungsquelle heraus und machte den Heranwachsenden Zusammenhänge zwischen Nahrungsangebot und Artenvielfalt klar. Zusammen mit den Schülern erarbeitete er Maßnahmen zum Artenschutz. Dazu zählen beispielsweise Sommerflieder und Klee als Saugpflanzen für Schmetterlinge, naturnahe Hecken aus Schlehen, Sanddorn und Weißdorn sowie Karotten bis zum nächsten Jahr stehen lassen für die Eiablage und Larvenentwicklung vom Schwalbenschwanz. Beim Rasenmähen gehört für Ströhle zu gelebtem Artenschutz, jedes Jahr einen anderen Teil des Rasens im Garten stehen zu lassen. Zudem hob er die Wichtigkeit der Wildbiene für die Befruchtung aller Blütenpflanzen hervor. Abschließend informierte er die Schüler darüber, dass sich in unserer Region ca. 700 verschiedene Schmetterlingsarten befinden, wobei davon bereits 85 – 90 % vom Aussterben bedroht sind. Dies ist insofern als besonders wissenswert einzustufen, wenn man sich die Bedeutung einzelner Tierarten für die Gesamtnahrungskette vom Insekt zum Vogel zur Eidechsen usw. verdeutlicht. Intakte Nahrungsbeziehungen sind die Voraussetzung für Artenvielfalt und Biodiversität. Dies beginnt bereits bei den kleinsten Lebewesen – dazu leisten die Insekten einen unschätzbar wertvollen Beitrag. Inspiriert durch die Anregungen des Experten waren die Schüler angespornt, das erworbene Wissen daheim zeitnah in die Tat umzusetzen. Die Lehrkräfte Barbara Strenge und Birgit Plößner bekamen wertvolle Anregungen für weitere Projekte und bedankten sich abschließend für den ehrenamtlichen Einsatz an der Realschule im Stiftland.