Keine Bühne, keine Kostüme, nur drei Schauspieler, eine Matte und ein Kasten als Requisiten. So präsentierte sich das Junge Theater Augsburg am Montag den achten Klassen der Realschule im Stiftland. „Ja, das war mal was anderes, aber gut!“, fasst ein Schüler der achten Klassen seinen Eindruck zusammen.

Das Stück heißt „KRASS – Hauptsache radikal“ und umfasst die Geschichten von sechs Jugendlichen, die sich aus ganz unterschiedlichen Gründen radikalisieren. Da ist zum Beispiel Ahmed, der in einer Moschee neue Freunde kennen lernt, die in überreden, sich dem IS in Syrien anzuschließen. Oder Sarah, die nach einem Umzug ihre Freunde vermisst und im Internet auf der Suche nach Gott auf Seiten des radikalen Islam landet. Oder Selim, ein syrischer Junge, dessen Dorf vom IS erobert wird. Er soll kämpfen, gegen Freunde, gegen Nachbarn. Um dem zu entgehen, nimmt er die gefährliche Flucht nach Deutschland auf sich. Dort trifft er auf Klaudia, Marco und Kai, eine rechtsextreme Schlägergruppe. Klaudia stammt aus einem behüteten Elternhaus, fühlt sich aber von den Eltern nicht ernst genommen, nur von ihren Freunden. Marco will endlich etwas bewegen, nachdem sein alkoholkranker Vater und seine Mutter, die als Putzfrau in einem Asylbewerberheim arbeitet, immer nur reden, dass sich etwas verändern soll. Kai sitzt als Deutschtürke stets zwischen den Stühlen und ist nur in seiner Schlägergruppe „daheim“.

Die Lebenswege beruhen allesamt auf wahren Begebenheiten und werden am Ende mit O-Tönen untermauert. Die Schülerinnen und Schüler erfahren zudem, welche Folgen radikales Handeln haben kann, denn heute sitzen vier Jugendliche im Gefängnis, einer ist tot und ein Mädchen wird immer noch in Syrien vermisst.

Im Anschluss an das Stück wurden in Workshops – begleitet von Theaterpädagogen – die Einzelpersonen, deren Handlungen und Beweggründe nochmals vertieft aufgearbeitet. In Standbildern, Rätseln und Diskussionsrunden überlegten die Schülerinnen und Schüler, warum sich Jugendliche radikalisieren, welche radikalen Strömungen es gibt und wie subtil und jugendnah teilweise um Mitglieder geworben wird. Ergänzt wurde das Workshoppaket mit Informationen über Anlauf- und Beratungsstellen für den Ernstfall.

Sensibel werden, im Internet aufpassen, kritisch hinterfragen – das stand an diesem Tag im Vordergrund.