„Dein Smartphone – deine Entscheidung!“

Medientag an der Realschule im Stiftland mit Workshop der Medientutoren

Als Medienreferenzschule vermittelt die Realschule im Stiftland mit ihrem neu geschaffenen Medientag lebensnahe Alltagskompetenzen für alle Fünftklässler. Einen ganzen Schultag lang lernten die Schüler im Klassenverband etwas über den verantwortungsvollen Umgang mit dem eigenen Handy. Dabei gliederte sich der Vormittag in das Unterrichtsprogramm „Dein Smartphone – Deine Entscheidung!“ seitens der Polizei und in einen Workshop, durchgeführt von den frisch geschulten Medientutoren der 8. Jahrgangsstufe.

Organisiert durch die Lehrerin Cornelia Legath wurden vorab interessierte Achtklässler mittels Onlineschulung des Jugendmedienzentrums T1 zu Medientutoren ausgebildet. Am Medientag gaben die Jugendlichen dann Teile ihrer erworbenen Medienkompetenz an die Fünftklässler weiter. Dafür sollten nach Möglichkeit alle Schüler ihr eigenes Handy mitbringen.

Im Modul 1 standen zunächst Privatsphäre und Sicherheit im Umgang mit Social Media Apps im Zentrum des Geschehens. Die Medientutoren verdeutlichten den Mitschülern, wie wichtig es ist, dass nicht grundsätzlich alle in der App registrierten Leute Kontakt zu ihnen aufnehmen können, und wo sie in der jeweiligen App Häkchen setzen bzw. besser rausnehmen sollten. Im Anschluss daran wurden Kennzeichen und Tipps eines sicheren Passwortes vermittelt. Anhand eines frei erfundenen Satzes mit Groß- und Kleinschreibung, Zahlen und Sonderzeichen durfte sich jeder Schüler auf einem Blockblatt im Entwickeln sicherer Passwörter üben.

Wenn man beim Hausaufgabenmachen und Lernen immer wieder durch das Handy gestört und unterbrochen wird, tritt der sogenannte Sägeblatt-Effekt ein. Gemeint ist damit, dass jede Unterbrechung – und sei sie auch noch so kurz – die Konzentration komplett zusammenfallen lässt. Bis man nach dem Blick aufs Handy erneut das Konzentrationslevel wie vor der Störung erreicht hat, ist eine Wiederanlaufzeit nötig. Bei der nächsten Störung passiert dasselbe von vorne. Dabei wirkt das danebenliegende Handy wie ein Trigger und das ständige Auf und Ab der Konzentration gleicht dabei den Zähnen eines Sägeblattes. Dieser Sägeblatt-Effekt kostet nicht nur viel Energie und Zeit, sondern bringt darüber hinaus eine enorm hohe Fehlerquote der gedanklichen Arbeit mit sich – Lernerfolg Fehlanzeige! Wesentlich zeitsparender und effektiver wäre es, das Handy während der Erledigung der Hausaufgaben in einen anderen Raum zu legen, betonten die Medientutoren. Dies gilt auch für Lernzeiten, wenn sie nicht an Lern-Apps gekoppelt sind, wie z.B. das Vokabellernen mit einem Lernprogramm. Außerdem ist die Aktivierung des Flugmodus bzw. Offline-Modus sinnvoll. Hierbei werden sämtliche Signale umgehend abgeschaltet, das heißt es wird nicht nur die Verbindung zum Mobilfunknetz gekappt, sondern auch die WLAN-, Bluetooth- und NFC-Verbindung.

Ferner ging es um das Erkennen von Fake News. Meldungen sollten immer auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft werden. Und dabei lohnt sich ein Blick auf die Quelle. Öffentlich-rechtliche Medien oder staatliche Institutionen zählen dabei zu den seriösen Quellen. Sie schließen Falschmeldungen nahezu aus, da sie verpflichtet sind, vor der Veröffentlichung Wahrheitsgehalt und Richtigkeit einer Nachricht zu prüfen, erklärten die Medientutoren gegenüber den Unterstufenschülern.

Ein weiterer Themenbereich war der Kettenbrief, von denen viele Schüler bereits welche erhalten hatten. Kettenbriefe sind meistens harmlos, aber durch die Vielzahl an Weiterleitungen lästig. Doch immer wieder tauchen Kettenbriefe auf, die gezielt Angst verbreiten und einschüchtern wollen. In solchen Nachrichten wird meist behauptet, dass etwas Schlimmes passieren würde, wenn man den Brief nicht weiterleitet. Jedoch sind alle Behauptungen frei erfunden. Das Beste ist, wenn man mit einem Erwachsenen, dem man vertraut, darüber spricht – so die Experten. Manche Kinder fühlen sich aber dennoch besser, wenn sie den Brief weiterleiten können. Anstelle von Freunden- und Familienangehörigen können sie ihn kostenfrei zu Chatbot „Kettenbrief-Roboter“ weiterleiten. Es handelt sich um ein automatisiertes Online-Beratungsangebot, das mithilfe von Künstlicher Intelligenz weiterentwickelt wird. Es erkennt ausschließlich Kettenbriefe und kann darauf mit Antworten, die von Saferinternet.at verfasst wurden entsprechend reagieren und für das Kind eine erste Einordnung und Entlastung bringen. Um künftig einen Kettenbrief leichter ausfindig machen zu können, hat im Workshop jeder Schüler für den Kettenbrief Roboter die Nummer 0043 681 1080 9449 in die Liste seiner Kontakte aufgenommen. Von nun an kann jeder einen Kettenbrief an diesen Roboter schicken und bekommt prompt eine Antwort.

Das gesamte Modul 2 widmeten die Medientutoren dem Klassenchat. Segen und Fluch zugleich bringt er Kinder schnell an ihre Grenze des Zumutbaren. Denn ein Klassenchat kann binnen weniger Stunden mehrere Hundert Nachrichten erreichen. Davon kann jeder Schüler ein Lied singen, so die Medientutoren. Auf die Frage, was eigentlich wohl der Sinn eines Klassenchats ist, kamen die Fünftklässler jedoch schnell zu Lösungen. So wurde die Weitergabe von Informationen, die die Schule und die Klasse betreffen, das Klären von Verständnisfragen bei Hausaufgaben oder Terminabsprachen genannt. Aber auch der Austausch über allgemeine Themen, die die gesamte Klasse betreffen, gehört in den Klassenchat. Leider sieht die Realität oft deutlich anders aus! Daher teilten die Medientutoren Berichte aus anderen Klassenchats aus, anhand derer die Schüler in Partnerarbeit Regeln ableiten sollten. Während der Auswertung wurden gemeinsam Regeln für den Klassenchat formuliert und auf ein Plakat geschrieben. Im Anschluss daran waren noch die Reaktionen bzw. Sanktionen auf Fehlverhalten der Gruppenmitglieder zu klären. Hier sind die Klassensprecher mit Konsequenz und Augenmaß gleichermaßen in der Verantwortung, konstatierten die Medientutoren. Abschließend bestätigte jeder Schüler per Unterschrift auf dem Plakat die Akzeptanz und Einhaltung dieser Klassenchatregeln. Als Erinnerungsstütze hängt dieses Plakat nun im Klassenzimmer.

Das polizeiliche Unterrichtsprogramm „Dein Smartphone – Deine Entscheidung!“ setzt einerseits voll auf Aufklärung und fordert andererseits von den Heranwachsenden die Übernahme von Verantwortung. Polizeihauptmeisterin Diana Lenz und Polizeihauptkommissar Daniel Ulrich wiesen in ihrem Vortrag zunächst darauf hin, dass das Handy leider allzu häufig in Verbindung mit Straftaten benutzt wird. Dabei ging die Schulverbindungsbeamtin zusammen mit ihrem Kollegen zunächst auf Bilder und Fotos auf dem eigenen Handy ein. Was und wen darf ich fotografieren? Was darf ich weiterleiten und woran erkenne ich freie Bilder? Wann mache ich mich strafbar? Welche Äußerungen sind beleidigend und woran erkenne ich das? Entlang verschiedener Fallbeispiele beteiligten die beiden Polizeibeamten die Schüler gekonnt mithilfe diverser Abstimmungskarten an der rechtlichen Einordnung der jeweiligen Situation. Zusammenfassend wurden mit den Schülern daraufhin folgende Verhaltensregeln erstellt: Nur erlaubte Bilder verwenden! Ich frage, ob ich das Bild teilen darf! Ich schicke keine Sachen mit Gewalt und keine Nacktbilder! Bei schlechtem Gefühl erzähle ich das einem Erwachsenen! Ich verbreite keine Gehässigkeiten oder Hasskommentare!

Mit dem Sprichwort „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu“ appellierte die Präventionsbeamtin Diana Lenz abschließend an die Schüler, auf eine angemessene Sprache und einen höflichen Umgang untereinander zu achten. Das gelte auch im digitalen Raum der sozialen Medien.

Als eine rundum gelungene Veranstaltung stuften die Teilnehmer den Medientag an der Realschule im Stiftland ein. Künftig soll jede Jahrgangsstufenkohorte der 5. Klasse diesen Projekttag für mehr Alltagskompetenz im Umgang mit dem eigenen Smartphone durchlaufen.